Kulturagentinnen und Kulturagenten Schweiz

Schule ist architektonisch vorgegebener und gemeinsam gestalteter Raum. Was passiert, wenn dieser Raum untersucht und umgestaltet wird? Bericht aus dem Institut für Raumforschung, Teil 6

Es ist Mitte März und es schneit. Davon unbeeindruckt warten die Forscher.innen auf dem Pausenplatz auf das versprochene Material, eine riesige Ladung Karton. Grossen Karton. Von dem anzunehmen ist, dass er von einem Kind der zweiten Klasse nicht einfach so transportiert werden kann. Dass es mindestens zwei braucht. So kann man sich täuschen. Die erste Forschungsfrage an diesem Morgen lautet also: Welche Geräusche helfen beim Transport von Sperrgut über zwei Stockwerke? Oder vielleicht auch: Wieviel Unruhe in den ruhigen Schulfluren verträgt der nichtinvolvierte Teil des Kollegiums? Trotzdem bedaure ich, nicht die Handykamera auf den Transport gerichtet zu haben, als das Material endlich im Forschungszimmer liegt. Ich erwäge sogar kurz ein Reenactment, dann verlässt mich aber der Mut. Und überhaupt, ich verliere schon wieder den Blick für das Wesentliche. Der Schwerpunkt in dieser Einheit liegt auf dem Bauen mit dem neuen Material und das ist Schwerpunkt genug, denn wie schon beim Ausladen übernimmt das Material die Regie. Während ich gleichzeitig versuche, den Forscher.innen zu zeigen, dass sie längst herausgefunden haben, wie man das Material dreidimensional verwenden kann, versuche ich gleichzeitig die sozialen Dynamiken etwas im Blick zu behalten. Forschungsfrage Nummer zwei: Wieviel Ordnung braucht eigentlich die Kulturagentin?

Offenbar war es auch Johannes insgesamt etwas zu lebhaft in der ersten Hälfte des Morgens. Bei der Besichtigung der dort entstandenen Bauten folgt auf jeden Fall der Hinweis, dass das benutzte Material auch aus Ressourcengründen noch eine Weile halten sollte. Dieser Hinweis wird von den meisten gehört und das Bauen verläuft strukturierter, wenn auch nicht ganz konfliktfrei. Ist aber auch gemein, dass die andere Gruppe gerade das Teil verwendet, was man selbst so dringend gebraucht hätte. Die neu geschaffenen Unterräume werden im Anschluss besichtigt und ausführlich erklärt. Sie stehen zu lassen, um in den kommenden Tagen zu bespielen, wäre sehr verlockend, aber so geduldig ist Karton dann eben doch nicht. Und der uns sehr wohlgesinnte Hausdienst hat schon in der Vergangenheit gefragt, ob er die zugegebenermassen schlecht befestigte Kunst noch hängen lassen oder vielleicht doch wegwerfen darf.

Lesen Sie hier den ersten Beitrag der Reihe zum Institut für Raumforschung an der Primarschule Eichbüel in Bazenheid.