Kulturagentinnen und Kulturagenten Schweiz

Welche Rolle könnte das Teamzimmer in der ästhetischen Bildung spielen?

Ich bin immer wieder Gast in unterschiedlichen Schulhäusern – demzufolge auch in Teamzimmern. Überall stehen die gleichen Kaffeemaschinen. Ein verbindendes Element, während innerhalb dieser Gleichförmigkeit nur Nuancen Unterschiede ausmachen.

Die Pausenklingel gibt den Takt des Kommens und Gehens vor: sitzen, aufstehen, essen, austauschen. Der Tisch in der Mitte ist das Zentrum des Zusammenkommens im Raum. An den Wänden wird die Grundstruktur von Schule als System sichtbar: Stundenpläne, Merkblätter, Weisungen, Lektürehinweise zum Kontext Schule sowie Erinnerungen an gemeinsam verbrachte Zeit ausserhalb der Schule.

Ich verstehe das Teamzimmer als Backstage-Bereich der Lehrpersonen. Sozusagen als «Hinterbühne». Ein Ort des Rückzuges, des Austausches, der Vorbereitung und des Wechsels von Rollen und Perspektiven.

Die «Vorderbühne» wiederum ist das Klassenzimmer. Eine Bühne, auf der Vorstellungen von Schule, immer wieder, Stunde um Stunde, performativ hergestellt werden.

Laut Erwing Goffman, Soziologe und Autor des Buches «Wir alle spielen Theater» nimmt jeder Mensch in seinem beruflichen wie privaten Alltag verschiedene Rollen ein. Jelena, die Kulturagentin, verhält sich anders als Jelena, die Älplerin.

Unsere Rollen sind oftmals an Situationen gebunden, je nach Kontext, in dem wir uns bewegen. Eine Person betritt das Klassenzimmer, begrüsst die Anwesenden und beginnt den Unterricht. Die anwesenden Schüler.innen werden diese Person höchstwahrscheinlich als Lehrperson erkennen. Diese «Szene» funktioniert, auch wenn sich beide Seiten noch nie begegnet sind, sobald sich das Treffen in einem Klassenzimmer abspielt.

Diese Unterteilung in Vorder- und Hinterbühne führt mich zu der Frage nach ihrem Wechselspiel. Welchen Einfluss hat die Gestaltung des Backstage-Bereichs – hier das Teamzimmer –, und auf der Vorderbühne – hier das Klassenzimmer? Ich denke dabei an Normen, Verhaltensweisen, Ästhetiken und an das eigene Rollenverständnis als Lehrperson.

Wollen wir die ästhetische Bildung an Schulen stärken, dann wäre es (meiner Meinung nach) ein Versuch wert, das Teamzimmer als Begegnungsort aktiv in die Überlegungen miteinzubeziehen und zu prüfen: Welchen Einfluss kann eine Umgestaltung des Teamzimmers auf Haltungen im Unterricht, aber auch innerhalb des Teams haben? Wie verändert sich die Einstellung von Lehrpersonen, wenn Wände des Lehrer.innenzimmers für künstlerische Prozesse zur Verfügung gestellt werden, Unfertiges sichtbar wird oder gemeinsam gestaltete Objekte neben der Kaffeemaschine stehen und die Gleichförmigkeit zumindest stellenweise durchbrechen?