Von chimärischen Kreaturen und fliegenden Maschinen-Menschen
19. janvier 2025
par Mariano Gaich





Zusammenhänge zwischen Kunst, Natur und Kulturen in QUIMS-Schule Settings
Das in der Sekundarschule Halden-Glattbrugg bestehende Mosaik Wandbild «Fabeltiere u. Luftschiffe» (1955) (auch «Luftverkehr», 1961-1964 ausgeführt) wurde von Karl Otto Hügin in Zusammenarbeit mit Ilse Weber realisiert. Dieses Kunstwerk am Bau, das aus regionalen Steinmaterialien gestaltet wurde, zeigt Bilder von fabelhaften Kreaturen wie fiktiven und imaginären Tieren, mythologischen Fabelwesen und Menschen in Kombinationen mit fliegenden Maschinerien und Luftballonen. Es ist kein Zufall, dass die Schule Halden in der Nähe von Flughafen Zürich liegt und dass die Flugzeuge alltäglich am Fliegen gehört werden... Fabelwesen entsprechen u.a. der Imagination, Erzählungsfiktionen und vielfältigen geprägten Glauben, die Phänomene zwischen Natur und Kulturen darstellen (z.B. das Fliegen).
Während die Schüler*innen dieses Wandbild an einem Projekttag im Dezember 2024 betrachteten, hatten sie einen ersten Einblick in einer erzählerischen Welt, die sich auf einen zusammengestellten Übergang von Natur und Kultur verschiedener Chronologien und Gebiete bezieht, in dem die Schüler*innen sich mit einem Kaleidoskop symbolischer Kreaturen fragmentierter Zeit und Raum dialogisch und künstlerisch auseinandersetzten. Die Betrachtung des Wandbildes war der Ausgangspunkt eines Kunstprojektes mit dem Überthema «Kunst und Natur», an dem die Schule als Jahresmotto arbeitet.
Die imaginative Intensität fabelhafter Kreaturen zeigten die Schüler*innen in ihren gestalterischen Werken aus ihrem Alltag und naher Popkultur wie Sci-Fi-, Street Art, Comic -und Monsterfiguren Inspirationen. «Zeigen» bedeutet im Latein «monstrare», das in Verbindung mit dem Wort «monstrum» kommt, dass auf deutsch an «Monster» erinnert. Diese kurze semantische Erklärung weist darauf hin, dass die Monstrosität (bspw. die Monsterfiguren) bereit ist, etwas zu zeigen und auszustellen, etwas zu «de-monstrieren» (Zeigen) und darauf hinzuweisen, wie es die Schüler*innen bei ästhetischen Ausdrucken und Bildung tun.
Eine Zusammensetzung aus Zeichnungen, kleine modellierte Skulpturen, Monster und experimentelle Druckarbeiten mit Materialien der schulischen lokalen Umgebung bildeten eine kollektive Tapete artige Kunstwerk als Gruppenarbeit, in welcher neue Interpretationen der Schüler*innen über das Mosaik Wandbild von Hügin/Weber sowie die Vergangenheit, Gegenwart und imaginierte Welten der Zukunft sich lesen lassen. «Ich habe den Teil, als wir mit Knete modellierten, sehr gemocht, weil wir mit unseren Kolleg*innen am gemeinsamen Tisch arbeiten konnten und uns die Figuren gegenseitig zeigten und darüber redeten» sagte ein*e Schüler*in an der Schlussrunde des Projekttages, was mir zu zwei Fragestellungen über das Modellieren imaginierter Körpern führt: Welche neuen Vorstellungen und Interpretationsmuster der Fabelwesen Körperlichkeit lassen sich aus den eigenen Biografien der Schüler*innen und digitale aufgeladenen modernen Displays von Kuriositäten ausdrucken? Wie verbinden sich durch künstlerische Aktivitäten verschiedene Erzählungen zwischen den Schüler*innen miteinander?
In der Gruppenarbeit der Schüler*innen ist es spürbar, dass die Grenzen zwischen Quellen, Techniken und Gattungen, Blickwinkeln und Mustern verschwimmen und stattdessen eine Prävalenz vielschichtiger Darstellungen entsteht, in denen unterschiedliche Ausdruckformen den Impuls aktivieren, eine Fluidität kollektiver und individueller Bedeutungen in einer Art des gemeinsamen Neuinterpretierens miteinander zu verbinden. Ein kanonisiertes Denken in statischen Bildern und geschlossenen Kategorien wird überwindet. Spielerische und zusammengelegte Fragmente aus Bild, Objekt und Text hingehen bezeichnen ein vielschichtiges Gesamtbild, das einerseits den Vorstellungen der Schüler*innen über Fabelwesen, und andererseits, dem Lebensraum in Opfikon-Glattbrugg zwischen Natur und Stadt (bspw. die Wald- und Flusswege die Graffitis an der Autobahn, der Luftverkehr) entspricht. Dieser Aspekt der Diversifizierung ermöglicht es, die Gruppenarbeit der Schüler*innen mit einer künstlerischen Strategie in Verbindung zu bringen, die zur Logik der Fragmentierung, Instabilität und Fluidität einer Gestaltung in Wandel und eines pluralen Ausdrucksraums – ohne einer einzigen dominanten Bedeutung – führt.