Kulturagentinnen und Kulturagenten Schweiz

Wann und wie ist dein Interesse am architektonischen und dem Sozialraum Schule entstanden?

Mein Grossvater war Architekt und ein begnadeter Zeichner. Seine Zeichnungen haben mich schon als Kind fasziniert. Und die Gestaltung in drei bis vier (inkl. soziale) Dimensionen entspricht mir seit jeher am meisten. Mein Interesse am sozialen Raum erwachte durch die Lektüre von Pierre Bourdieu während dem Architekturstudium an der ETH und begleitete mich durch mein gesamtes Studium an der ZHdK und in vielen Projekten. Die Schule als ein Ort wo der gebaute, der soziale und der pädagogische Raum zusammenfallen, beheimatet für mich quasi das ideale Konglomerat meiner Interessen.

Wie nimmst du Architektur und Schule wahr?

Die Schulhäuser aus meiner Schulzeit habe ich alle noch präsent in Erinnerung, denn sie prägten die Gefühle und Stimmungen massgeblich, welche ich mit meiner Schulzeit in Verbindung bringe. Heute verstehe ich: Der Raum ist der dritte Erzieher an einer Schule. Die Schulhausarchitektur, die Einrichtung der Schulzimmer und die Gestaltung des Pausenhofes repräsentieren immer auch eine pädagogische Haltung. Das Zusammenspiel oder der Widerspruch von gebauter und gelebter Pädagogik ist an jeder Schule erfahrbar und prägt die Stimmung eines Schulhauses und vielleicht auch einer Schulkultur.

Aus welcher Position agierst du in der Bildung und Vermittlung?

Ich verstehe mich als Gelenkfigur zwischen den Bereichen Kunst und Bildung. Denn genau da liegt meine Expertise und mein persönliches Interesse. Durch meine Ausbildung zur Kunstpädagogin bin ich gut vertraut mit künstlerischen Prozessen. Zugleich habe ich diese immer auch aus einer Bildungsperspektive betrachtet und mich im besonderen Masse für deren Analogien interessiert. Ich erachte die künstlerische Arbeit als einen latenten Bildungsprozess. Und Bildung als die Momente, in denen sich plötzlich, teils unverhoffte, aber stets prägende Schlüsselerlebnisse ereignen. Ereignisse, die sich uns nachhaltig einprägen, ähnlich wie ästhetische Erfahrungen. Oder anders gesagt: Wow!

Wie verstehst du deine Rolle als Kulturagentin?

Ich verstehe mich als eine Gemischtwarenhändlerin im grauen Mantel und mit Dienstmarke. 

Was inspiriert dich in deiner Arbeit, was treibt dich an?

Schalk und Komik im Alltäglichen. Und Menschen in ihren Eigenarten, Rollen, Styles und Kostümen.

Fragen von Mariano Gaich