Kulturagentinnen und Kulturagenten Schweiz

Im Kulturagent.innen-Projekt an der Schuel Muure führt im Laufe eines Schuljahres jede Stufe (Basis-, Mittel- und Oberstufe) ein Kulturprojekt durch. Diese Kulturprojekte haben das Ziel, die Zusammenarbeit innerhalb der jeweiligen Stufe zu stärken und eine individuelle Stufenkultur auszubilden. Die Basisstufe wollte sich in diesem Rahmen mit Tanz auseinandersetzen. Dabei interessierten sich die Lehrpersonen dafür, wie sie mit den Kindern in ein tänzerisches Miteinander kommen können. Für dieses Vorhaben konnte die Gruppe «Alice tanzt» gewonnen werden. Diese erschafft in ihrer Arbeit tänzerische Spielwiesen für ein junges Publikum ab 1 Jahr. Livemusik, sinnliche Materialien und Tänzerinnen, die auf das reagieren, was passiert, sind zentrale Elemente der ‹Alice tanzt›-Aufführungen.

Das Projekt fand über drei verteilte Tage in verschiedenen Arten der Begegnung zwischen der Basisstufe und den Tänzerinnen statt: Eine Aufführung von «Alice tanzt» an der Schule, tänzerische Begegnungen zwischen den Kindern und den Erwachsenen der Basisstufe und Weiterbildungs- und Reflexionsgefässe mit den Lehrpersonen der Basisstufe. 

Den Start des Projektes bildete die Performance von «Alice tanzt», bei der die Schüler*innen im Innenhof der Schule abgeholt und in die Turnhalle geführt wurden. Diese erschien an diesem Tag ganz verwandelt. Durch die grosse Unterstützung des Hauswarts, welcher die Halle abgedunkelt, Scheinwerfer und farbiges Licht installiert hat, wurde eine Atmosphäre geschaffen, die diesen Raum zu einem anderen Ort machte. Die Kinder schauten in einem ersten Teil dem Spiel der Tänzerinnen und Musiker*innen im Bühnenraum zu. Diese Trennung zwischen Bühne und Publikumsraum löste sich nach und nach auf. Die Kinder fügten sich in die Bewegungen der Tänzerinnen ein, die wiederum die Bewegungen der Kinder aufnahmen. Es entstand ein Geben und Nehmen von Inspirationen, das die Choreografie vorwärtstrieb. Ein grosses Tuch aus Fallschirmseide lud die Kinder ein, sich mit, unter und auf dem Tuch zu bewegen, zu kriechen, zu springen und zu rollen – und plötzlich war es wieder verschwunden, und neue Bewegungsformen entstanden im Raum. Nach der Mittagspause kamen die Kinder und Erwachsenen der Basisstufe sowie die beiden Tänzerinnen von «Alice tanzt», Pascale Utz und Margarita Kennedy, wieder in der Turnhalle zusammen, um als ganze Gruppe in Bewegung zu kommen. Mit einem Einblick in die Praxis der Tänzerinnen, einer Reflexion des Tagesgeschehens sowie mit Adjustierungen für das nächste Mal wurde diese erste Begegnung abgeschlossen.

Das Projekt war ein künstlerischer Suchprozess nach einem passenden Format, in dem sich Kinder und Erwachsene der Basisstufe gemeinsam bewegen können. Ein wichtiges Element der Arbeit der Tänzerinnen besteht darin, die Kinder mit ihren Choreografie-Angeboten als Impulsgebende ins Zentrum der Aufmerksamkeit zu stellen – und durch diese Form der Aufmerksamkeit, des Kopierens und Mitgehens tänzerisch eine Beziehung aufzubauen, die das Machtgefälle zwischen Kindern und Erwachsenen aufhebt.

Von Begegnung zu Begegnung stellten sich in diesem Prozess die Fragen: Was hat funktioniert? Und wo braucht es andere Rahmungen und Elemente, um den Bedürfnissen gerecht zu werden, die sich aus der Gruppe und dem heilpädagogischen Setting der Schule ergeben? Wichtige Kriterien dabei waren, Reize zu reduzieren und Abläufe wiederholbar – und damit bis zu einem gewissen Grad vorausschaubar – zu gestalten. Auf diese Weise entstand über drei Begegnungen hinweg ein Format, das einerseits auf Elementen der Aufführung «Alice tanzt» aufbaut (besondere Lichtstimmung im Raum, Publikumssituation als ruhiger Ausgangspunkt, Spiel mit dem Fallschirmtuch) und andererseits auf erprobten gemeinsamen Bewegungsformen im Raum basiert.

Eine Lehrperson möchte dieses Format nun als Angebot an einem Spezialnachmittag der Schule weiterführen. Die Zukunft wird zeigen, ob sich das gemeinsame Bewegen als Format in der Basisstufe etablieren kann.