Kulturagentinnen und Kulturagenten Schweiz

An einem Projekttag am 17. Dezember 2024 arbeiteten die Schüler*innen der Sekundarschule Halden zusammen mit den externen Künstler*innen Mara Züst (Mini-Zine-Library) und Mariano Gaich (Kulturagent*innen Schweiz). Der Projekttag wurde als Einstieg an einem Überthema der gesamten Schule, das sich mit der Frage «Was bedeutet Natur und Kunst für dich?» beschäftigt, konzipiert. Ziel dieses ersten Projekts war es, eine gemeinsame erste Untersuchung dieser Frage durch den Fokusthema «Fabelwesen» gestalterisch sowie prozessorientiert zu initiieren. 

Ausgangspunkt am diesem Projekttag war – am Morgen- eine spielerische gestalterisch Übung mit Papierfiguren vor einem Kunstwerk am Bau in der Schule: das Mosaik Wandbild «Fabeltiere und Luftschiffe» (1955, Karl Hügin/​Ilse Weber; auch «Luftverkehr» 1961-1964 ausgeführt), das sich im Parterre der Schule befindet. Eine kurze Lesung aus dem Buch «Einhorn, Sphinx und Salamander» von Jorge Luis Borges (in Kollaboration mit Margarita Guerrero) und eine partizipative Bildbetrachtung des Wandbildes lösten Inspirationen und Ideen der Schüler*innen aus. Die Jugendliche interpretierten das Wandbild aus ihren Perspektiven neu: «was siehst du im Bild, das eher offen für die Betrachter*innen zu sein scheint?» war eine erste Frage, um sich zu überlegen. Einerseits wählte jede Jugendliche individuell einen fotokopierten Bildausschnitt aus und danach, mittels von ihnen produzierten natürlichen Farben und anderen Materialien zeichneten sie ihren Interpretationen des Wandbildes auf recycle Papier. Ausserdem experimentierten die Schüler*innen mit Drucken von anderen Materialien und Gegenstände, die sich in der grünen Umgebung der Schule befinden. Dieser Teil der Aktivität hatte einen Bezug zum Wandbild, weil dieses auch mit lokalen regionalen Materialien (z.B. Steine) für die Herstellung der Mosaiks Stückchen realisiert wurde. Die Druckarbeiten repräsentierten skurrile abstrakte Figuren, die offene Vorstellungen von imaginären Wesen und Formen suggerierten. Am Nachmittag arbeiteten die Jugendliche mit Fotokopien der am Morgen realisierten Zeichnungen, Collagen und Druckarbeiten weiter: an einem langen und breiten Tisch brachten die Schüler*innen verschiedene fotokopierte Fragmente -ohne zu kleben- zusammen. Danach – und auch ohne zu kleben- arrangierten sie ihre individuellen losen Collagen in Verbindung mit den Collagen ihren Klassenkolleg*innen nebenbei. Diese Zusammensetzungen der Collagen bildeten eine Art musterlose Tapete als gemeinsames Wandbild. Jede.r konnte das gemeinsame Wandbild mehrere Male intervenieren, Bildfragmente bewegen und wieder zusammensetzen. Als Ergänzung modellierten die Jugendliche kleine Monsterfiguren und Fabelwesen, die in der grossen Tapete «in Bewegung» integriert wurden. Parallel und am Schluss der Aktivität realisierten zwei Schülerinnen eine Installation mit den am Morgen gestalteten ersten künstlerischen Papierfiguren der gesamten Klasse. Die Schüler*innen dokumentierten fotografisch den ganzen künstlerischen Prozess der Veränderung ihres Wandbildes Tapete «in Bewegung».

Durch dieses Projekt eröffneten die Schüler*innen einem ersten Kapitel in der Untersuchung der Frage nach Kunst und Natur. Eine Pluralität von gestalterischen Arbeiten und ein dialogischer sowie künstlerischer Austausch miteinander ermöglichten einen Raum der kollektiven Arbeit und Neue Interpretation des Kunstwerkes am Bau von Hügin/​Weber in der Schule. Das Wandbild Tapete der Schüler*innen werden zusammen mit weiteren gestalterischen Arbeiten anderer Klassen in einer Publikation und Ausstellung mit dem Thema «Kunst und Natur» in Frankreich sowie in der Schule gezeigt.

Weitere Einblicke hierzu sind im Blog zu finden: Von chimärischen Kreaturen und fliegenden Maschinen-Menschen