Kulturagentinnen und Kulturagenten Schweiz

Kurz vor den Sommerferien kommen die ersten Klassen des Schulhauses Eichbüel trotz denkwürdigem Schuljahr doch noch zu einer Begegnung mit der Kunst. Dies durch die Malerin Harlis Schweizer Hadjidj, Kreide und einem Pausenplatz.

Geplant war ein Ausflug mit dem ganzen Schulhaus in die Kunsthalle Sankt Gallen im März 2020. Als gemeinsamer Auftakt für alle Kinder und Lehrpersonen in das Kulturagent.innenprojekt. Dann gingen die Schulen zu. Und die Museen. Stillstand. Als der Unterricht im Mai wieder aufgenommen wird, liegen die Fokusse auf dem Ankommen, Sortieren, (Ein)Ordnen. Vor allem, weil von gewohntem Schulbetrieb aufgrund der Halbklassen erst einmal nicht die Rede sein kann. Um so mehr freue ich mich, dass die drei ersten Klassen jetzt kurz vor den Sommerferien doch noch zu einer Begegnung mit der Kunst kommen.

Die «Kunst» betritt das Klassenzimmer in Form der Malerin Harlis Schweizer Hadjidj, die drei ihrer Gemälde im Gepäck hat. Neben der enthusiastisch kommentierten Tatsache, dass ein Bild immer grösser als das Nächste ist, ist da vor allem eine Frage: «Wie machsch du da?»: Wie machst du das? Wie malst du Autos? Wie den Himmel? Wie das Licht? Wie kann man etwas malen, dass man sieht, damit das so aussieht, wie man es sieht? Die Antwort gibt Harlis durch ihre drei Bilder: «Aus der Erinnerung / Vor Ort / Mit einem Foto als Vorlage», und der Aussage: «Mischen, mischen, mischen. Ich mische manchmal ewig lang an einer Farbe, bis sie so ist, wie ich das haben möchte.» Den Kindern genügt das nicht, die Frage steht nach wie vor im Raum. Sie ist wohl gerade grösser als die Bilder und sie zu beantworten würde den Rahmen dieser Begegnung sprengen.

Wobei, vielleicht doch nicht. Vielleicht liegt die Antwort im Ausprobieren, im Selbstversuch. Durch die Künstlerin angeleitet, die eben noch vorne im Klassenzimmer stand und jetzt am Boden kniend in regelmässigen Abständen kleine Inputs gibt, malen die Kinder mit Kreide Augen auf den grauschwarzen Pausenplatz. Ich finde sie zur vorherigen Diskussion passend und freue mich, wie jedes Kind in der ganz konkreten Anleitung sein eigenes Bild findet, wie einfach sich dieser Teerplatz verwandelt, wie schnell die Kinder Spuren hinterlassen können.

Ob sie jetzt wissen, wie man es macht? Ein Kind nickt. Ein anderes zuckt die Schultern. Das dritte hat die Frage nicht gehört, es ist mit dem Bild noch nicht zufrieden. Ich hingegen bin es. Eine Spur fürs Lernen mit Kunst ist gelegt. Ich frage dann in drei Jahren noch mal.